gut geplant und gut durchdacht und dann...kam alles ganz anders

Anjouri ist Zuhause

Immer wieder berichten Tierheime von jungen Rüden, die abgegeben wurden, weil ihre Halter sich überfordert fühlten.
Was spielerisch beginnt, wird zum Problem:
Knurren, Warnen, Schnappen – und schließlich Beißen.
Spätestens dann kommen HalterInnen an ihre Grenze und oft ist der Schritt zur Abgabe der einzige Ausweg.
Doch wie konnte es so weit kommen ?
Und warum greift niemand früher ein ?
Jede verantwortungsvolle TierschützerIn wird sich sicher sein:
Das passiert mir nicht.
Wir geben es zu: Das war auch unser Gedanke.
Die Prämisse des Vereines Podenco in Not e.V. lautet:
Tierschutz mit Verantwortung.
Diesen Leitsatz nehmen wir ernst – von Anfang an.
Fragebogen, ausführliche Gespräche, Vorbesuch und enger Kontakt in der Anfangszeit sind für uns selbstverständlich.
So konnten wir problematischen Entwicklungen frühzeitig entgegenwirken.
Bei uns gibt es keine Rückläufer, keine Pechvögel, keine Unvermittelbaren.
Wir lassen niemanden allein und übernehmen Verantwortung. Verlässlich. Lebenslang.
Und dann kam eine Situation, die so traurig wie ausweglos schien:
Ein junger Podencorüde zeigte sich im Tierheim als lebhaft, sozial und menschenbezogen – aufgeschlossen mit gutem Sozialverhalten.
Jomari fand sein Zuhause bei tierlieben Haltern, die uns als engagiert und fürsorglich vertraut waren.
Ihr vorheriger Podenco lebte wie im Paradies: Zuwendung, bestes Futter, viele Ruheplätze, Bewegung – ein wunderbarer Alltagsbegleiter, beruflich wie privat.
Auch Jomari schien zunächst ein Glücksgriff.
Doch das Verhalten, das er im Tierheim zeigte, hielt nicht lange an. Die anfängliche Freude über den „Sonnenschein“ wich wachsender Verunsicherung.
Zunehmend kam es zu Schäden: Bücher wurden angefressen, Gegenstände aus Regalen geholt. Ein „Nein“ wurde ignoriert – bald gefolgt von Knurren, Warnen, Schnappen und schließlich Beißen.
Die Halter gaben nicht auf, suchten Rat, setzten Empfehlungen um, leider ohne sichtbaren Veränderung.
Jomari beanspruchte alles Fressbare für sich. Er stand auf dem Tisch, nahm sich, was ihm gefiel, und ließ sich nicht stoppen. Gemeinsame Mahlzeiten wurden unmöglich, einer musste den Hund in Schach halten, einer durfte essen.
Die Situation spitzte sich weiter zu.
Am Ende stand ein Eingeständnis: „Ich schaffe das nicht mehr.“
Gleichzeitig stand eine Trennung im Raum – eine zusätzliche emotionale Belastung für Jomari, die die Unsicherheit weiter verstärkte.
Es wurde klar:
Jomari kann nicht bleiben. Er braucht ein neues Zuhause.
Und jetzt ?
Wem können wir einen solchen Hund anvertrauen oder müssen wir ‚zumuten‘ schreiben ?
Die Alternative ‘Tierheim’ kam nicht in Frage, wir selbst konnten ihn nicht aufnehmen, obwohl sonst immer Plan B. Kopfzerbrechen. Schlaflose Nächte. Wir müssen eine Lösung finden.
Wir sprechen ein Vereinsmitglied an, schildern Jomaris Verhalten und sie zögert nicht, bietet ihre Hilfe an.
Der Plan: Umzug in eine Pflegestelle, um die Situation zu entspannen und sein Verhalten besser einschätzen zu können.
Jomari zog um und versuchte ein, zweimal sein bisheriges, erfolgreiches Muster beizubehalten, aber es war nicht mehr erfolgreich. Nein, die Lösung ist keine Strenge, ganz im Gegenteil bei diesem Hund war eine Mischung aus einfühlsamen Verhalten gepaart mit Klarheit und Konsequenz der Schlüssel zum Glück.
Wir hören oft:
‚Podencos sind schwierig‘
Nein – sie sind Charakterhunde mit eigenen Bedürfnissen.
Extrovertiert, reaktionsschnell, hochsensibel.
Sie spüren Disharmonie und zeigen sie deutlich.
Für Jomari war es die letzte Ausfahrt vor dem Tierheim.
Jetzt lebt er mit einem Gefährten – ein wichtiger Faktor.
Seine Menschen sind klar, liebevoll, fordern ihn geistig und körperlich.
Er bekommt passende Ernährung und durfte seinen Namen selbst wählen.
Für Jomari war es quasi die letzte Ausfahrt vor dem Tierheim.
(Hinweis: Was sich seltsam anhört, hat einen wichtigen Hintergrund. Den eigenen Namen zu tragen bedeutet einem Tier sehr viel und die verblüffenden Veränderungen und viele Namensbeispiele zeigen, dass die Wahl des Namens einen entscheidenden Anteil am Miteinander haben kann.)
Schon nach kurzer Zeit war klar: Der Hund ist wie ausgewechselt.
Lieb, beweglich, spielfreudig, neugierig – mit großem Bedürfnis nach Nähe.
Ein wunderbarer Hund und aus dem Pflegeplatz wurde sein Zuhause.
Er bekam viel Liebe und Verständnis – wichtig, aber nicht genug.
Was er ebenso braucht: Sicherheit und Grenzen, die ihm Orientierung geben, dazu Menschen, die souverän sind, die wissen, was sie tun.
Anjouri hatte sich angewöhnt, alle Entscheidungen selbst zu treffen –
und war damit selbst überfordert.
Es war die richtige Entscheidung.
Wir bewerten seine früheren Halter nicht – im Gegenteil:
Es war richtig, Hilfe zu suchen und sich einzugestehen, dass es nicht mehr geht.
Ohne diesen Schritt wäre Anjouri womöglich einer von vielen geworden – ein weiterer junger, lebhafter und problematischer Rüde im Tierheim.
Natürlich gab es auch im neuen Zuhause Herausforderungen.
Anjouri testet seine Grenzen, inspiziert den Frühstückstisch, hat Ideen, aber das Fazit ist eindeutig:
Begegnet man ihm mit Klarheit und Konsequenz, zeigt er all seine wunderbaren Seiten.
Nach einigen Monaten sagt seine Halterin:
„Anjouri ist der Hauptgewinn in unserem Leben.“
Das ist mal eine Aussage.
Dank guter Nerven, Geduld, Belastbarkeit – und dem Mut zur richtigen Entscheidung – wurde sie möglich.
‚Anjouri ist ein toller Hund und wir geben ihn nicht mehr her. Er hat bei uns sein Zuhause gefunden und die Veränderung durch seinen neuen Namen war sehr deutlich, sowohl bei ihm als auch bei seinen Hundegefährten. Er spielt und hat unseren Podenco motiviert, Anjouri hat sich gut in die Familie integriert und für uns gibt es keine Zweifel: er gehört zu uns !’